Neue Religionen in Japan

Turm des Friedens, errichtet von Perfect Liberty Kyōdan (Foto: 2008)

Neue Religionen in Japan oder Shinshūkyō (japanisch 新宗教) sind neue religiöse Bewegungen in Japan, dort auch als Shinkō shūkyō (新興宗教) bekannt, ein Wort, das weniger als wissenschaftlicher Fachausdruck gebraucht wird, sondern „vielmehr als ein Wort, das eine bestimmte gesellschaftliche Bewertung zum Ausdruck bringt (und meistens ein Gefühl der Verachtung einschließt)“.[1]

Japanische Religionswissenschaftler klassifizieren alle seit Mitte des 19. Jahrhunderts gegründeten religiösen Organisationen in Japan als Shinshūkyō, auch, wenn sie einer der traditionellen Schulen des Buddhismus organisatorisch zugeordnet sind (vergleiche Religion in Japan). So umfasst die Bezeichnung eine große Vielfalt und Zahl von Organisationen. Die meisten von ihnen entstanden Mitte des 20. Jahrhunderts und sind von älteren traditionellen Religionen, vor allem Shintō und Buddhismus, aber auch Hinduismus und Christentum beeinflusst. Einige sind synkretistisch, andere weisen fundamentalistische Züge auf, und viele beanspruchen für sich, dass sie nicht durch andere Religionen beeinflusst seien.

Kritiker verwenden die Bezeichnung Shinshūkyō im negativen Sinne (Sekten) und warnen, sich ihnen anzuschließen, da sie Bedenken gegen ihren Glauben, ihre Methoden und Ziele sowie deren Missionierungsmethoden haben. Ein für diese Ansicht oft angeführtes Beispiel ist die Ōmu Shinrikyō, die international für ihren Giftgasanschlag auf die Tokioter U-Bahn 1995 bekannt wurde.

Bei der häufig von Vertretern der traditionellen, monastisch orientierten buddhistischen Schulen vorgetragenen Kritik ist jedoch zu berücksichtigen, dass sie auch durch die massive Abwanderung ihrer Laienanhänger motiviert sein könnte. Aktuelle religionswissenschaftliche Studien bemühen sich zunehmend darum, Bewertungen des Glaubens und der Ausübung religiöser Gemeinschaften zu vermeiden. Während dieser Ansatz in wissenschaftlichen Veröffentlichungen über etablierte Religionen als Norm gilt, wird er auf neue religiöse Organisationen bisher noch nicht konsequent angewendet.[2]

  1. Inoue Nobutaka, Johannes Laube (Hrsg.): Neureligionen: Stand ihrer Erforschung in Japan. Ein Handbuch. Harrassowitz, Wiesbaden, 1995, ISBN 3-447-03508-0, S. 12.
  2. James R. Lewis: Sect-Bashing in the Guise of Scholarship: A Critical Appraisal of Select Studies of Soka Gakkai. In: Marburg Journal of Religion. Band 5, Nr. 1, 2000, S. 1–2 (englisch; PDF: 137 kB auf uni-marburg.de).

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